Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung betreiben, geht das?
Wärmepumpen sind als klimafreundliche Heizlösung auf dem Vormarsch. Doch ein weitverbreiteter Mythos hält sich hartnäckig: Für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe sei eine Fußbodenheizung erforderlich. Aber stimmt das wirklich?
Amberg-Sulzbach. Um eine Wärmepumpe effizient im Bestandgebäude einzusetzen, müssen Wärmeverluste möglichst minimiert werden. Wer keine zusätzliche Dämmung installieren kann oder möchte, kann beispielsweise alte Fenster und Türen austauschen oder Fugen und Spalten abdichten. Auch eine Fußbodenheizung ist kein Muss für eine Wärmepumpe, denn in älteren Häusern wurden die Heizkörper früher meist sehr großzügig verbaut - oft unter jedem Fenster und in der Größe überdimensioniert. Von dieser Situation profitiert die Wärmepumpe, denn sie braucht eine große Oberfläche an Heizkörpern, damit sie energiesparend auch mit niedrigen Temperaturen betrieben werden kann. Grundsätzlich spielt die Größe bzw. das Volumen der Heizkörper sowie i.d.R. auch die Art des Heizkörpers eine wesentliche Rolle. Zum Beispiel sogenannte Niedertemperaturheizkörper (auch Wärmepumpenheizkörper genannt) sind für Wärmepumpen sehr gut geeignet, da ihre Vorlauftemperatur meist bei unter 40 Grad Celsius liegt. Sie bestehen aus mehreren Platten und geben ihre Wärme über Stahl- oder Aluminiumbleche ab. Durch ihre große Fläche verteilen Niedertemperaturheizkörper die Wärme gleichmäßig und schnell im gesamten Haus. Auch Plattenheizkörper, die mit höheren Vorlauftemperaturen arbeiten, eignen sich durch ihre große und glatte Heizfläche sehr gut für die Kombination mit Wärmepumpe. Sie zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad aus und heizen vorwiegend mit Strahlungswärme.
Sind Gliederheizkörper oder Röhrenheizkörper installiert, lohnt sich die Berechnung eines Energieberaters. Dieser kann dann beurteilen, ob Ihre Heizkörper für das effiziente Heizen mit Wärmepumpe geeignet sind oder eventuell einzelne gegen effizientere ausgewechselt werden müssen. Wie es auch ohne Fußbodenheizung funktionieren kann, zeigt ein Beispiel der Familie Wünschmann aus Freudenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach.
Im September 2023 wurde im Einfamilienhaus der Familie Wünschmann eine umfassende Heizungssanierung durchführt. Das Gebäude mit 200m² wurde in den 70er Jahren mit einer 36er Hohlblockstein-Außenwand und 3cm Styroporisolierung gebaut. Im Zuge der Sanierung wurde die alte Öl-Heizung aus dem Jahr 1992 gegen eine klimafreundliche, zukunftssichere und langlebige Luft/Wasser-Wärmepumpe ausgetauscht. Die Luft/Wasser-Wärmepumpe wurde so ausgelegt, dass sie nahtlos in das bereits vorhandene Wärmeverteilsystem mit Heizkörpern eingebunden werden konnte. Bei extremen Außentemperaturen von bis zu -15°C liefert die Wärmepumpe immer noch effizient und ohne Komfortverlust 55°C Vorlauftemperatur. Das Brauchwasser wird eigens mit einer Brauchwasser-Wärmepumpe bereitet, im Sommer kann es somit unabhängig von der Heizung aufbereitet werden. „Als die Sanierung der Heizung fällig war, haben wir uns für eine Wärmepumpe entschieden, um auf eine ökologische Lösung umzusteigen und unseren CO²-Fußabdruck zu reduzieren. „Wir wollten auch unabhängig von Öl und Gas werden“, so P. Wünschmann.
P. Wünschmann will unbedingt mit dem Mythos aufräumen, dass Wärmepumpen nicht effizient und nachhaltig funktionieren. „Bei konkreter Auslegung und Planung funktioniert dies auch im Altbau hervorragend und das kostengünstig und langlebig“, ergänzt er. Die Wärmepumpe der Fam. Wünschmann wurde bereits bei Außentemperaturen im zweistelligen Minusbereich erfolgreich betrieben. Hr. Wünschmann und seine Frau zeigen sich äußerst zufrieden mit der Anlage, da keinerlei Beeinträchtigungen festzustellen sind. Die Anlage erreicht konstant die gewünschte Raumtemperatur von 23°C und die leise und wirtschaftliche Arbeitsweise der Wärmepumpe ist lobenswert. Der extrem gute Wirkungsgrad der Wärmepumpe spricht für sich: Während ein moderner Gaskessel aus einer Kilowattstunde Gas 0,9 Kilowattstunden Wärme macht, produziert die Wärmepumpe aus einem Kilowatt Strom die drei- bis Vierfache Menge an Wärme. Vor der Umrüstung der Heizanlage war der Verbrauch durchschnittlich bei 3.500 Liter Heizöl / Jahr. Nach der Umrüstung werden durchschnittlich im Jahr 7 000 kWh / Jahr verbraucht.
Grundsätzlich muss immer der Experte beurteilen, ob eine Wärmepumpe für den Altbau geeignet ist. Pauschalisieren lässt sich das generell nicht.
Wärmepumpen sind nicht nur gut für den Geldbeutel. Sie heizen ohne Brennstoffe und somit auch ohne CO₂ Ausstoß. Warum nicht also noch mehr für die Umwelt tun und gleichzeitig Ihre Stromkosten senken. Wie das geht? Ganz einfach: „Die Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage kombinieren und mit eigenem Sonnenstrom versorgen“, so Martin Kopp Klimaschutzmanager des Landkreises Amberg-Sulzbach. Auch er bestätigt, dass sich eine fehlende Fußbodenheizung und eine Wärmepumpe nicht gegenseitig ausschließen. „Einfach mal von einem unabhängigen Energieberater beraten lassen!“
Die Wärmepumpe steigert sogar die Wirtschaftlichkeit der Solaranlage, indem sie den Eigenverbrauch des Solarstroms erhöht. Je größer die Anlage auf Ihrem Dach, desto mehr Solarstrom können Sie für den Betrieb der Wärmepumpe erzeugen und mit einem Batteriespeicher lässt sich die tagsüber produzierte Energie, bequem zum Heizen in der Nacht verwenden. Ein weiterer Pluspunkt: „Den Strom aus der Photovoltaikanlage können Sie auch im Haushalt nutzen oder damit Ihr Elektroauto laden“, so Kopp weiter.
Ob und wie groß die PV-Anlage sein sollte, kann in einem individuellem Beratungsgespräch ein Energieberater des Zentrums für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit in Ensdorf beantworten. Zudem kann über das Solarpotenzialkataster (https://www.solare-stadt.de/amberg-sulzbach/) des Landkreises Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg vorab eine unabhängige und kostenlose Analyse für das jeweilige Objekt erstellt werden. Wer sich nicht gleich für eine PV-Anlage entscheidet, kann auf spezielle Wärmestromtarife für Wärmepumpen, auch Heizstromtarife genannt, die den Betrieb einer Wärmepumpe günstiger machen, zurückgreifen. Diese sind meist günstiger als normale Stromtarife für Haushaltsstrom, im Schnitt bis zu 20 %. Sie gehen auf die teilweise niedrigeren Netzentgelte und Konzessionsabgaben für Heizstrom zurück. Die Voraussetzung zur Nutzung eines Wärmestromtarifs ist, dass man zwei unabhängige Stromzähler besitzt.
Wer sich für eine Wärmepumpe entscheidet, kann von finanziellen Förderungen profitieren. Das Programm Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt die Anschaffung mit bis zu 50% der Investitionskosten. Eine Liste der förderfähigen Anlagen hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAfA) veröffentlicht. Zur Umsetzung und den Fördermöglichkeiten bieten die Energieberater des Zentrums für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit eine unabhängige und individuelle Beratung. Terminanfragen werden unter 09624 | 90 36 46 oder Mail zen@zen-ensdorf.de entgegengenommen.
Weiterführende Links:
https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/beg_waermepumpen_anlagenliste.html
https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestehende-Immobilie/Energieeffizient-sanieren/